Die Kasag Swiss AG hat sich unter anderem mit dem Bau von Anlagen für die Lebensmittelindustrie einen Namen gemacht - dieser wird Ende 2025 verschwinden. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Langnau: Dass der jetzige Standort der Kasag Swiss AG aufgehoben wird, war bekannt. Dass der Betrieb ganz eingestellt wird, kommt eher überraschend. 65 Mitarbeitende sind betroffen.
Der jetzige Standort am Hohgantweg liegt im Areal des Immobilienprojekts «Bahnhof-Süd». Die Kasag Swiss AG kann dort noch bis Ende 2025 tätig sein. «Die intensive Suche nach einem alternativen Standort sowie die Überlegung eines Neubaus in Zusammenarbeit mit potenziellen Investoren blieben jedoch ohne zufriedenstellendes Ergebnis», steht in einer Mitteilung des Verwaltungsrats.
Langnau, Lützelflüh, Bigenthal...
Bei der Suche nach einem künftigen Standort waren in der Vergangenheit einige Areale im Gespräch. 2011 hatte der Delegierte des Verwaltungsrates, Hans Ulrich Brand, Interesse am damals noch freien Zeughausareal in Langnau bestätigt. Das Unternehmen unterlag aber mit seinem Gebot. 2012 hatten die Pläne gelautet, dass die Kasag Swiss AG künftig in Lützelflüh neben dem einstigen Käselager an der Emmentalstrasse ihren Sitz haben solle. Der Standort hätte insofern Sinn gemacht, als dass er sich auf der gegenüberliegenden Strassenseite der Brand Anlagenbau AG befunden hätte. Die Kasag Swiss AG ist deren Tochtergesellschaft. Doch es blieb bei den Plänen und es wurde wieder still um das Langnauer Unternehmen. 2019 hatte der damalige Gemeindepräsident von Walkringen in einem Grusswort an die Bevölkerung geschrieben: «Wir sind sehr stolz, euch die Ansiedlung der Firma Kasag Swiss AG mit heutigem Standort Langnau in Bigenthal anzukündigen!» Die Parzelle in der Arbeitszone Grindlachen ist noch heute in Besitz der Kasag Swiss AG. Sie befindet sich an der Hauptstrasse, ist erschlossen und misst 1,05 Hektaren. Die Baubewilligung für die neue Produktionshalle liegt seit 2022 vor – auf der Fläche wächst nach wie vor Gras. Gegenüber der «Wochen-Zeitung» hatte die Leitung der Kasag Swiss AG im Juli 2023 erklärt: Aktuell werde noch der Finanzierungsprozess neu lanciert – eine Folge der inzwischen markant höheren Preise für Baumaterialien.
Oder Lauperswil?
Im März dieses Jahres wurden in Zusammenhang mit einer Zonenplanänderung publik, dass die Kasag Swiss AG beabsichtige, auf das Frama-Areal in Lauperswil umzuziehen. Dieser Standort sei ein Glücksfall, wurde der Geschäftsführer der Kasag zitiert. Der Baustart in Bigenthal sei bislang nicht erfolgt, weil sich die Variante auf dem Frama-Gelände ergeben habe. Der Grund, warum nun der Standort Lauperswil prioritär verfolgt werde, liege an der Zugänglichkeit, insbesondere weil der Standort Lauperswil für die Mitarbeitenden der Kasag Swiss AG besser erreichbar sei, auch mit dem ÖV.
Betrieb per Ende 2025 einstellen
Jetzt informiert der Verwaltungsrat: «Die Kasag Swiss AG mit rund 65 Mitarbeitenden wird ihren Betrieb und die Produktion am aktuellen Standort zum Ende des Jahres 2025 einstellen.» Als Begründung werden die «derzeitige geopolitische Lage und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen» genannt. «Nach eingehender Prüfung aller Faktoren ist der Verwaltungsrat zum Schluss gekommen, dass sowohl die notwendigen Investitionen als auch eine Fortführung des Unternehmens ein zu hohes Risiko darstellen», steht in der Medienmitteilung. Die Kasag Swiss AG - die ihren
Anfang in der 1929 gegründeten Kupferschmiede-Aluminum-Schweisswerk AG nahm – ist spezialisiert auf die Konstruktion und Herstellung von Anlagen für die Lebensmittel-, Chemie- und Pharmaindustrie sowie für erneuerbare Energien. 70 Prozent der Erzeugnisse werden exportiert – das Unternehmen aus Langnau steht also in Konkurrenz mit ausländischen Mitbewerbern. Auch wenn Geschäftsführer Thomas Gerber in Märkten wie Asien oder den USA eine zurückhaltende Stimmung feststellt, präsentiere sich die aktuelle Lage der Kasag Swiss AG nicht schlecht: «Für 2024 sind wir ausgelastet und für das nächste Jahr sind schon einige Aufträge da», sagt Gerber, der ein paar Tage vor dem übrigen Personal vom Verwaltungsrat über die geplante Schliessung informiert wurde. «Auch Kunden von uns haben auf die Ankündigung betroffen reagiert.»
65 Mitarbeitende
Von der Betriebsaufgabe sind wie erwähnt 65 Mitarbeitende betroffen: «Trotz intensiver Bemühungen wird es leider nicht möglich sein, die Schliessung des Standorts ohne schrittwei-sen Stellenabbau und Entlassungen durchzuführen», ist der Mitteilung des Verwaltungsrats weiter zu entnehmen. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsführung würden einen Sozialplan erarbeiten und alternative Beschäftigungsmöglichkeiten für die betroffenen Mitarbeitenden prüfen. Bei der Firma werden derzeit auch mehrere Lernende ausgebildet. «Wir werden versuchen, einzelne Teilbereiche, sogenannte Businesspakete, anderweitig platzieren zu können», erklärt Thomas Gerber auf Anfrage. «Vielleicht ist eine Firma bereit, in diesen Nischenmarkt zu investieren? So könnten nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch viel Know-how gerettet werden.»